Die Blechtrommel und die italienische Kulturszene Anfang der Sechziger Jahre

[Segnaliamo il saggio di Eva Banchelli pubblicato in The Echo of Die Blechtrommel in Europe. Studies on the Reception of Günter Grass’s The Tin Drum, edited by Jos Joosten and Christoph Parry, Leiden-Boston, Brill, 2016, e consultabile in open access su brillonline.]

Eva Banchelli

Die italienische Übersetzung von Die Blechtrommel erschien im Oktober 1962 in Italien nach Überwindung einer Woge des Misstrauens und der Verrisse seitens der Verlage. Das im Vergleich zur deutschen Originalausgabe von 1959 und den wichtigsten Sprachen im Westen (französische Übersetzung 1960; englische Übersetzung 1961) verspätete Erscheinungsdatum war nur am Rande durch die Problematik bedingt, einen für diese schwierige Aufgabe geeigneten Übersetzer ausfindig zu machen. In Wirklichkeit stellte vor allem das politische und kulturelle Klima gegen Ende der 50er Jahre ein Hindernis für die Bereitschaft zur Rezeption und Verbreitung des Romans von Grass dar. Das Land durchlebte damals eine Phase der tiefgreifenden Umwandlung und Neuorientierung, geprägt von einschneidenden Veränderungen, aber auch von einem starken Ungleichgewicht und von einer Kontinuität in Bezug auf die Vergangenheit. Erst ab dem Sommer 1960 begann man mit der Amtsübernahme der neuen Regierung unter dem Vorsitz von Amintore Fanfani und mit einer ersten Öffnung gegenüber der sozialistischen Partei allmählich aus der Nachkriegszeit mit ihrem kompakten klerikalen Moderatismus herauszufinden, welcher während der kurzen christdemokratischen Regierung unter Fernando Tambroni (von März bis Juli 1960) einen extremen Ausbruch von Autorität und Repression erfahren hatte. Die politische Wende hin zu einer Mitte-Links-Koalition, die mit der Bejahung des Neo-Kapitalismus und der Verbreitung eines Wirtschaftswunders einherging, wurde durch den Einfluss der kirchlichen Macht des Vatikans beeinträchtigt, der, ungeachtet der von Papst Roncalli unternommenen Bemühungen hinsichtlich einer Erneuerung (ab 1959), weiterhin beträchtlichen Einfluss auf die gemeinsamen Moralvorstellungen und die kulturelle Ausrichtung der breiten Öffentlichkeit nahm. Unverändert blieb beispielsweise die Unnachgiebigkeit der Kirche angesichts der heiligen Unantastbarkeit des ehelichen Bundes, und die 1949 vom Heiligen Stuhl beschlossene Exkommunikation derer, die sich zur kommunistischen Lehre bekannten, sie verteidigten und propagierten, wurde aufrechterhalten. Continua a leggere in open access

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