Die akademische ‚Achse Berlin–Rom‘? Ein Tagungsbericht

Die akademische ‚Achse Berlin-Rom‘? Zum wissenschaftlich-kulturellen Austausch zwischen Italien und Deutschland in den 1920er bis 1940er Jahren, Villa Vigoni-Gespräch, 3. bis 6. September 2014, veranstaltet von Andrea Albrecht, Lutz Danneberg und Simone De Angelis. Tagungsbericht von

Andrea Albrecht
Simone De Angelis
Fabian Lampart

Der Blick auf die Beziehungen zwischen Italien und Deutschland in den 1920er bis 1940er Jahren ist bis heute stark von der gemeinsamen Erfahrung totalitärer Systeme und der politisch-militärischen ‚Achse Berlin-Rom‘ geprägt, die bereits vor Kriegsbeginn, im Winter 1936, stipuliert und durch den Stahlpakt 1939 besiegelt wurde. Hitler erwartete sich von der Etablierung der Achse ein Bündnis, das die außenpolitische Isolation Deutschlands überwinden und ihn bei seinen Expansionsplänen unterstützen konnte. Mussolini wiederum wollte an Hitlers Hegemonieansprüchen partizipieren und für Italien eine Protagonistenrolle innerhalb dieser Allianz einnehmen. Im Herbst 1938 führte er auf Druck der Deutschen in Italien die Rassengesetze ein, verbunden mit der Erwartung, die Italiener würden – vor allem nach der Erfahrung des Abessinienkrieges – ‚Rassenstolz‘ entwickeln und zu einem kriegerischen Volk werden. 

Es ist allerdings zu kurz gegriffen, die ‚Achse Berlin-Rom‘ als ein rein politisch-militärisches Projekt zu verstehen, vielmehr wurde sie auch von Akademikern und Künstlern gestärkt und führte hier mitunter zu exzeptionell engen und intensiven bi-nationalen Austausch- und Kooperationsbeziehungen, einer akademischen ,Achse Berlin – Rom‘. Der wissenschaftlich-kulturelle Austausch zwischen Italien und Deutschland begann nicht erst Mitte der 1930er Jahre, sondern hatte bereits einen Vorlauf in den frühen Jahren des italienischen Faschismus beziehungsweise den Jahren der Weimarer Republik.

Im Villa Vigoni-Gespräch „Die akademische ‚Achse Berlin – Rom‘?“ging es um Formen und Funktionen dieser anhaltenden Austauschbeziehungen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen, darunter Historiker, Rechts-, Wissenschafts- und Kunsthistoriker, Philosophen und Literaturwissenschaftler, waren dazu eingeladen, aus ihrer jeweiligen disziplinären Perspektive die akademische Achse Berlin-Rom zu konturieren. Gefragt werden sollte, welche Austauschs-, Kooperations- und Kollaborationsnetzwerke, aber auch welche Konkurrenzkonstellationen sich zwischen den ‚deutschen‘ und ‚italienischen‘ Wissenschaftlern, zwischen wissenschaftlichen Disziplinen und Institutionen in den 1920er bis 1940er Jahren entfalteten. Da der italienische Faschismus zunächst keinen Antisemitismus propagierte, hatten auch viele jüdische Intellektuelle, darunter jüdisch-deutsche Exilanten, an diesem Austausch teil, bevor sie nach der Stärkung des politisch-militärischen Bündnisses und der Einführung der Rassengesetze in Italien erneut in eine prekäre Lage gerieten. Continue reading in pdf

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